16.9.23 / AKITA / NIIGATA

16.9.23 / AKITA / NIIGATA

Wir fahren nun der Küste entlang Richtung Niigata, 240 km weiter nach Südwesten. Am Bahnhof steht noch eine riesiger Stoffhachiko, die ganze Region scheint von diesem Hund beseelt (besessen?) zu sein. Die wahre Geschichte spielte sich in Tokyo ab, am Bahnhof von Shibuya. Hachiko war von seinem Besitzer aus Odate mitgebracht worden, nachdem er eine Professur in Tokyo angetreten hatte. Ein ehemaliger Assistent fand nach dem Ableben des Professors heraus, dass es sich bei Hachiko um einen Vertreter, der in der Region Akita heimische besonders treuen Rasse handelte, von der zu dieser Zeit nur mehr 240 Tiere existierten.

Der schmale Küstenstreifen mit seinen dunkelbraunen Sandstränden wird intensiv landwirtschaftlich genutzt. Dahinter in den Hügeln dichter Baumbestand und jetzt wirklich viele Windkraftwerke. Weiter südlich öffnet sich der Küstenstreifen zu einer weiten Ebene, durchzogen von Kanälen, die die Reisfelder versorgen.

In Niigata weitet sich die Ebene entlang der Flussmündung aus. Früher rein landwirtschaftlich genutztes Gebiet, dass immer wieder von Überschwemmungen heimgesucht wurde, entschied ein Präfekt noch in der früher Edo Periode hier verstärkt Handwerker anzusiedeln und setze dabei vor allem auf die Metallverarbeitung. Schmiede, Graveure etc. siedelten sich an, die sich auf das Erzeugung von Schwertern spezialisierten. Mit dem Ende der Edo Periode kam es allerdings zum Verbot des privaten Besitzes von Waffen und so wanderten viele der Graveure und Ziseleure in artverwandte Betriebe ab.

Wir besuchen die Firma Gyokusendo in Tsubame, gegründet 1816, die ihre Produkte bei der Weltausstellung in Wien 1873 erstmals im Ausland präsentierte. Den Eingang bildet ein japanischer Garten, dieser führt zum Teehaus und den Werkstätten. Dort darf man nicht fotografieren. Sie ist für ihre aus Kupfer getriebenen Arbeiten bekannt, wobei die Firma bei aller Perfektion der Arbeiten großen Wert darauf legt, dass die Kessel, Kannen und Vasen auch tatsächlich verwendet werden und das über mehrere Generationen.  Wir werden von Mathew Headland betreut, einem Kanadier, der vor 12 Jahren im Zuge seines Japanstudiums nach Niigata kam, geheiratet hat und bis heute der Firma treu geblieben ist. Seine Frau will nun aber gerne einmal ins Ausland und so wird die Familie nächstes Jahr nach Kanada ziehen.

 

Gyokusendo beschäftigt 34 Mitarbeiter, die Arbeiten werden in Japan nur direkt vermarktet, hier in Niigata und in einem renommierten Departmentstore in Ginza, in dem sich die Firma einen eigenen Shop, ganz aus Kupfer, eingerichtet hat. Bei der Herstellung werden zwei Arten der Bearbeitung unterschieden, einerseits rein getriebene Kupferarbeiten und andererseits Arbeiten, bei denen die Grundform auf einem rotierenden Körper erarbeitet wird, die restlichen Schritte dann wieder getrieben wird. Preislich unterscheiden sich die beiden Methoden ungefähr um eine Zehnerpotenz und das dürfte wohl auch dem unterschiedlichen Zeitaufwand entsprechen. Qualitativ sind beide Ergebnisse überaus hochwertig, die Feinheit und Genauigkeit der Arbeiten wie ihre Ästhetik lassen wohl keine Wünsche offen.

In Europa wurde mit einer Ausstellung von Gyokusendo 2018 das großartige Japan House in London eröffnet, das wir jedem Japanfreund nicht nur wegen des grandiosen Restaurants, sondern auch wegen der gezeigten Objekte dringend ans Herz legen wollen. Gyokusendo sucht sich seine Partner sehr genau aus, in Europa hat bisher nur ein Geschäft in Mailand das Privileg die Produkte zu führen.     

Es ist Samstag, die Woche war wirklich anstrengend Der Körper ist schwach, der Geist noch immer munter. Wir stolpern noch in einen Laden, der ein ganz eigenes Konzept für Sake Verkostungen anbietet. Gegen einen geringen Betrag kauft man 5 Jetons wie bei einem Casino. Gewinnen kann man hier nichts, aber man kann an vielen in die Wand eingelassenen Sake Zapfsäulen aus mehr als hundert Sakes wählen, die zwischen 1 und 3 Jetons kosten. Nach Einwurf der Jetons wird der gewählte Sake in einen Becher gefüllt, den man gemeinsam mit den Jetons erhalten hat. Um 19 Uhr steht hier die Zukunft von Niigate Schlange, offensichtlich ein perfekter Ort zum Vorglühen. Wir wählen Sakes für 2 oder 3 Jetons, vor diesen Zapfsäulen bilden sich keine Schlangen, denn wenn es ums Vorglühen geht, haben die 1 Jeton Sakes ganz einfach ein besseres Preis / Leistung Verhältnis.

 

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