Heute ist der letzte Montag unserer Reise. Es kommt der Zeitpunkt, des langen Abschieds. Jeder Tag wir noch besonders bewusst erlebt, bevor wir die Heimreise antreten. Wir mieten ein Auto und fahren nach Onomichi, eine kleine Stadt gelegen in der Präfektur Hiroshima. Dort haben wir ein Meeting mit der Firma Mobje vereinbart.
Wir sind jetzt am Wendepunkt unserer Reise angekommen. Onomichi ist das Gateway zur vierten der großen Inseln Japans, Shikoku. Onomichi mit seinen Bergen, eine Seilbahn führt hinauf zu einem Tempel, der aber erst im 20. Jahrhundert errichtet wurde, liegt einerseits am Festland von Honshu, Teile der Stadt liegen auf Inseln und es herrscht ein reger Fährverkehr zwischen Festland und den Inseln.
Für Radtouristen ist es der Ausgangspunkt für eine der beliebtesten Radtouren in Japan mit Island Hopping und dann weiter auf Shikoku.
Onomichi fühlt sich anders an, eher mediterran, mit vielen engen Gassen, alten Häusern. Nicht zufällig ist es eine der beliebtesten Filmkulissen in Japan. Mittendrin das Geschäft unseres Lieferanten, ein durch kupferbeschlagenes Portal, Betonboden und-wände klar artikuliertes Statement für modernes Design. Drinnen eine perfekt kuratierte Auswahl besten Designs aus Japan. Hier will jemand etwas verändern und das scheint in der Familie zu liegen.
Der Großvater vom heutigen Chef, Kazumitsu Kakine, stammt aus einem durch Landwirtschaft geprägtem Gebiet, nördlich von Onomichi. Er ging nach Okayama und lernte dort, wie man Hüte aus Stroh oder auch Bast herstellt. Nach seiner Rückkehr begann er als Hutmacher, nach Onomichi kam er regelmäßig, um am Markt seine Hüte zu verkaufen. Nach einiger Zeit mietete er sich auf einer kleinen Fläche vor dem Haus der renommierten Familie Fujii, mitten im Zentrum von Onomichi, ein. Und so kam es, dass die Beziehung zur Familie immer enger wurde und er eines Tages um die Hand der einzigen Tochter der Familie Fujii anhielt.
Seit 1948 betreibt nun die Familie Kakine/Fujii einen Hutmacherbetrieb namens Fujii in Onomichi. Die Firma entwickelte sich zu einem bedeutenden qualitätsorientierten Hutmacherbetrieb, der allerdings immer mehr als Zulieferer für bekannte Marken, die die Waren unter ihren Labels verkauften, tätig war.
Erst die letzte Generation hat das wieder geändert und setzt darauf mit eigenen Designs zu reüssieren. Mobjeist das Ergebnis dieser neuen Strategie, ein Label, das die hohe Kunst der Hutmacherei ins Interior Design einbringt. Die Vasen und Designobjekte, die 2021 erstmalig in Paris gezeigt wurden, waren eines der Highlights der Designshow und der kleine Stand mit 10 m2 wurde zurecht als einer der besten der Show ausgezeichnet. Wir sind uns in Paris begegnet, waren begeistert von den Produkten und auch die Kommunikation mit Kazumitsu und seinem Team hat vom ersten Moment an funktioniert.
Heute hatten wir die Möglichkeit auch die Produktionsstätte zu sehen und die Familie kennenzulernen. Man fühlt sich wohl in dieser Firma, die Arbeitsbedingungen stimmen. Kazumitsu zeigt uns viele neue Ideen, da kommen. sicher noch einige Überraschungen. Man hat die Zeichen der Zeit erkannt, nachhaltige Werkstoffe wie Stroh und Raffia erleben eine Renaissance. Unser Verkaufsschlager, die Vase Lapel, wird es in Zukunft auch in einer XL-Version, ca. 60 cm hoch, geben und wahrscheinlich werden wir 2024 auch schon eine neue Version aus Raffiafaser sehen. Wir sind gespannt!
Trotz ihrer geringen Größe hat die Stadt Onomichi bedeutende Beiträge sowohl für die literarische als auch für die Kinowelt geleistet. In der Stadt wurden angesehene Autoren und Regisseure geboren, und es war der Drehort für zahlreiche Filme und Fernsehdramen.
Die alten Straßen von Onomichi dienten schon oft als Kulisse für japanische Filme. Der berühmte Regisseur Yasujiro Ozu drehte hier sein Meisterwerk „Tokyo Monogatari“.
Oft im Hintergrund berühmter Filmszenen zu sehen ist das glitzernde Meer, auf denen die Dampfer hin-und hergleiten. Diese Filmszenen kann man sich im Onomichi Motion Picture Museum ansehen.