25.9.23 / KYOTO

25.9.23 / KYOTO

Kyoto ist anders. Lauter als alle anderen japanischen Städte (außer Tokyo), die wir bisher besucht haben.

Es gibt auffallend viele Verbotsschilder und erstmals Mistkübeln auf der Straße. Es gibt z.B. Geschäfte, die in ihrer Auslage ein Schild haben „do not eat in front of our shop“.

Geschuldet ist das offensichtlich der Touristenlawine, die sich über diese Stadt, wie wir lernen, nun nach Ende der Corona bedingten freiwilligen Isolation, ergießt. Das Schild sollte eigentlich gar nicht notwendig sein, da man in Japan sowieso nicht in der Öffentlichkeit isst oder trinkt oder raucht, sogar Schneuzen ist verpönt. Man sucht sich dafür eine Ecke, die nicht eingesehen werden kann. Warum hier die Autofahrer wesentlich rasanter unterwegs sind, obwohl die meisten Straßen sehr eng sind, bleibt uns ein Rätsel. Es ist eine altehrwürdige Stadt mit vielen sehr engen Gassen. Eigentlich überraschend, dass fast überall Autos zugelassen sind. Die Fahrer müssen sich oft wirklich abmühen, um um die Ecken zu kommen.

Kyoto ist bekannt für seine hochwertigen Keramikprodukte. Frau Nishikawa ist eine beeindruckende Frau, die selbst Keramik sammelt und allergrößten Wert darauflegt, dass ihre Firma kein Produkt verlässt, dass sie nicht selbst verwenden würde. Alles ist reine Handarbeit, bei vielen Bemalungen ist ein Stück pro Tag das höchste der Gefühle. Und so dürfen wir uns wohl glücklich schätzen, mit dieser Firma nun schon seit einigen Jahren zusammenzuarbeiten.

Die Auftragsbücher sind prall gefüllt, besonders mit dem Ende der Coronakrise sind da offensichtlich Dämme gebrochen. Neue MitarbeiterInnen, die bereit sind dieses Kunsthandwerk zu erlernen sind rar. Höchste Konzentration und Präzision ist gefordert, um den Pinsel so führen zu können, dass feinste Strukturen entstehen und die Mustereinteilung so gelingt, dass auf den Gefäßen weder ein Anfang noch ein Ende zu erkennen ist. Die meisten Firmen arbeiten heute mit Schablonen, bei Nishikawa ein absolutes No Go! Jedes Stück ist daher einzigartig und so soll es auch bleiben.

Noren, die traditionellen geteilten Eingangsvorhänge, kannten bei uns bisher nur Japanreisende. Dabei eigenen sich diese Vorhänge, die ca. eineinhalb Meter über dem Boden enden, sehr gut als Raumteiler oder auch als Wanddekoration. Immer mehr KundInnen kommen ganz bewußt wegen der Noren zu uns.

In kleinen Wohnungen, wie sie bei Singles sehr beliebt sind, lässt sich damit viel mehr Raum schaffen, im Unterschied zu Türen wird mit Noren der Raum nicht so scharf abgegrenzt, alles bleibt durchlässig, offener, aber trotzdem kann man Strukturen entwickeln. Wichtig ist, dass die Noren von wirklich hoher Qualität sind. Die Stoffe sollten etwas Licht durchlassen, die Struktur der Webung sollte lebendig sein, einen eigenen Charakter haben. Unser Partner Uno verwendet Leinen und Rami, die älteste bekannte Kulturpflanze für Webstoffe. Uno hat als Händler für Webstoffe begonnen und früher die heutigen Partner mit den besten Stoffen beliefert. Heute entwirft man gemeinsam mit diesen ehemaligen KundInnen Motive. PartnerInnen sind einige exzellente Textilmaler, eine der besten Batikmeisterinnen Japans und ein Betrieb, der im Handsiebdruck feine Druckstoffe vor allem auch für hochwertige Kimonos erzeugt. Die Batikmeisterin arbeitet mit Wachs und zeigte uns Paravents, bei denen in einem vielstufigen Verfahren eine breite Farbpalette in vielen Abstufungen vorkommt. Derart hochwertige Paravents suchen wir seit Jahren, nun sind wir am Ziel.

Heute hatten wir Schwierigkeiten mit dem Aufstehen, nachdem wir gestern am Abend noch eine winzige Bluesbar gefunden hatten, deren Chef mit amerikanischen Größen gespielt hat. Immer mehr Musiker kamen, einer sprach ganz gut Englisch und so wurde es eben später als gedacht.

Im Hintergrund lief der Blues der Musikgrößen Otis Rush, Buddy Guy, John Brim, Jimmy Rogers. Das Frühstück musste daher ausfallen und das rächte sich beim ersten Meeting. Danach waren wir fix und fertig und hungrig. Die Taxifahrerin führte uns zu einem Hotel, das NOHGA Hotel / Kiyomizu Kyoto, dass eine wirklich großartige Bäckerei betreibt und dort gab`s dann auch noch Schwarzbrot mit Käse überbacken und sogar Laugenbretzel!

 

 

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