30.9.23 / BIZEN

30.9.23 / BIZEN

Wie überall auf der Welt haben bestimmte Regionen Vorteile, die dazu führen, dass sich bestimmte Gewerke besonders gut entwickeln können. So auch hier in Okayama und Umgebung, wo sowohl guter Ton wie auch genügend Brennmaterial vorhanden war. Das führte dazu, dass hier die weltbekannte, hochgeschätzte Keramik Bizen seit mindestens 1300 Jahren hergestellt wird.

Bizen Kiln war einer von den sechs ältesten Brennöfen in Japan. Typisch ist die rötlich braune Färbung, die durch den Eisenoxidgehalt des Brennmaterials hervorgerufen wird.

Die Dichtheit von Bizenware wird durch die lange Brenndauer und relativ niedrige Brenntemperatur von unter 1000°C Temperatur erreicht. Bizenware muß daher nicht glasiert werden.  Im Laufe der Zeit haben sich unterschiedlichste Methoden zur Erreichung unterschiedlicher Oberfläche etabliert. Die rauhe Sesamoberfläche entsteht z. B. durch Flugasche, die nicht vollständig aufgeschmolzen wird.

Blaue Oberflächen werden durch einen reduktiven Prozess, also Sauerstoffentzug erreicht. Kreisförmige Elemente durch Brennen zwischen Tonkugeln, Streifen durch eine Umwicklung mit Stroh oder Blättern, die Öle an die Keramik abgeben was zu kontrollierten Verfärbungen den gewünschten Stellen führt. 

Viele dieser Techniken kennen wir auch aus Afrika, nur ist in Japan die Tonqualität üblicherweise besser und die Brenndauer wesentlich länger, was dazu führt, dass die Produkte sehr hart und dadurch wesentlich bruchfester sind.

Der heutige Tag ist es ein schönes Beispiel, wie wir unsere Produzenten finden. Hitoshi Morimoto ist einer der berühmtesten Bizen Keramiker. Wir haben ihn schon vor 2 Jahren durch Recherchen im Internet gefunden. Heute machen wir uns auf den Weg zu ihm. Nach 1 1/4 Std. Autofahrt von Okayama aus erreichen wir Bizen City, unsere Agentin Yuko hat einen Termin vereinbart. Sein Haus liegt irgendwo im Wald, sogar mit maps fast unauffindbar.  In einem sehr schönen Haus lebt er dort mit seiner Frau, die sehr gut englisch spricht und den drei Kindern. Wir sind uns gleich sympathisch. Er wird Tee und Süßigkeiten gereicht und Höflichkeiten ausgetauscht. Wir sind glücklich, dass er sich Zeit für uns nimmt.

Hitoshi Morimoto betreibt noch einen der letzten Hügelöfen, die früher weit verbreitet waren. Gebrannt wird damit einmal pro Jahr. Stöße von Brennholz werden dafür vorbereitet, und um die drei Kammern zu füllen, müssen hunderte Keramiken vorbereitet werden.

Eine Woche dauert eine Ofenreise und um dabei ständig eine Temperatur von 1200 °C zu halten, muss ständig nachgelegt werden. Schlafen nur abwechselnd, der Ofen pulsiert wie ein lebendiges Wesen, Sauerstoff auf/zu, mehr Holz, nicht einschlafen! Die Plätze in den drei Kammern sind genau eingeteilt, die Kammern unterschiedlich hoch, Keramikgestelle erlauben den Ofen schichtweise zu füllen.

Die erste Kammer kann man gebückt betreten, die beiden anderen nur auf allen Vieren. Es gibt quasi reservierte Plätze, Hitoshi plant im Voraus den perfekten Platz für jedes Stück. Größe, Form, welche Farbe soll, erzielt werden. Gleichmäßig rund herum, einseitig, oben, unten, das alles sind Kriterien für die Platzwahl. Viel Aschenflug, Staub in der Luft, usw.

Genau geplant, trotzdem bleibt Vieles der Entwicklung im Ofen, den Ereignissen überlassen. Zufall nein, aber innerhalb eines gewissen durch Temperatur, Material- und Formwahl, vorgegebenen Rahmens bleibt noch viel Raum für die freie Entfaltung der Elemente. Das Ergebnis kennt man erst wenn der „feuerspeiende“ Drache zur Ruhe gekommen ist. Die Ofenwand ist dann mit einer glasartigen Struktur überzogen, genauso wie die Stücke, die dadurch ohne Glasurbrand dicht geworden sind. Jedes Stück ist ein Unikat und von besonderer Schönheit.

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