TUNESIEN - Vom Garn und vom Weben

TUNESIEN - Vom Garn und vom Weben

Mahdia, eine pittoreske Hafenstadt mit wunderbarer Altstadt und Suk, liegt ungefähr auf der geografischen Breite von Malta. Es ist eine der ältesten Städte Tunesiens und das einstige Sultanat soll auch für die Gründung des heutigen Kairos verantwortlich sein. Wir waren im Ramadan 2022 dort, die Bars am Abend voll, überall Life Musik, die jungen Frauen und Männer modisch gekleidet. Eine tolle Stimmung in einer lebendigen Stadt. Genau dort hat Hassine mit seiner Frau, einer Designerin, seinem Bruder, der das Weben von klein auf erlernt hat und einem Partner eine Firma gegründet und genau dort in Mahdia ist die Produktion angesiedelt. Alles wird in reiner Handarbeit hergestellt! Und einen wunderschönen Schauraum gibt’s auch schon, mit der Perspektive, auch noch ein Webereimuseum aufzubauen.

 

Hassine Labaied hat an der London Economics promoviert, danach lebte er als Investment Banker in den arabischen Emiraten. Jetzt kennt er sich zwar in der Welt der Spekulanten und Gierschlunde bestens aus, weiß aber gleichzeitig, dass es so nicht weitergehen kann. Daher ist er zurückgekehrt nach Mahdia. Vor zwei Jahren ist Hassine Papa geworden, er macht täglich Yoga und arbeitet daran das Weberhandwerk zu beleben. Was er aus seinem früheren Berufsleben mitgebracht hat, ist das Wissen, dass alle Produktionsfaktoren vorhanden sein müssen, um Erfolg zu haben: Geduld, starke Nerven und vor allem gute Ideen. Der wichtigste Produktionsfaktor, gut ausgebildete WeberInnen, gibt es gerade im Raum Mahdia, einem alten Zentrum der Weberei. Viele traditionelle Webstühle kann man dort kaufen oder selbst bauen. Die wirkliche Achillesferse aber waren qualitative Garne. Die lokal produzierten Garne reichen für Massenproduktionen, für hochwertige Waren sind sie unbrauchbar.

Hassine hatte da eine zündende Idee und kontaktierte die berühmtesten italienischen Garnhersteller. Einer davon erzählte ihm, dass die italienischen Textilerzeuger die Garnspulen nur zu 90% nutzen und der Rest nicht verwertet wird. Genau diese Reste kauft Hassine günstig auf, mehr als genug um seine 16 WeberInnen zu versorgen. Seine Frau und zwei andere Designer stellen aus den jeweils verfügbaren Garnen Designs zusammen, die zwangsläufig den aktuellen Farbtrends entsprechen oder auch zeitlos sind, weil immer die derzeit verarbeiteten Garne aufgekauft werden. Und die WeberInnen in Tunesien haben ihre Freude daran, ständig neu gefordert zu werden, qualitative Produkte zu erzeugen und auch besser zu verdienen. Eine Win-Win Situation für alle und ein phantastisches Beispiel für nachhaltiges Wirtschaften!

 

Sie finden die Schals, Decken aus Seide, Wildseide, Leinen, Baumwolle, Bouclé, Maulbeerseide, Kaschmir von SKILA / Tunesien exklusiv bei uns im HABARI seit 2022

Fotos: Lore Sander Text: Werner Pilz

 

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