Im Rahmen des Bauhaus-Jubiläums stehen 2019 die Bauhaus-Frauen zu Recht im Fokus der Öffentlichkeit. Denn viele dieser Künstlerinnen wie Marianne Brandt, Gunta Stölzl, Anni Albers, Margarete Heymann-Loebenstein oder Alma Siedhoff-Buscher haben nie die gleiche Aufmerksamkeit wie ihre männlichen Kollegen erhalten.
Auch wurden die damals jungen Studentinnen nach dem Vorkurs meist in die Weberei abgeschoben – einem typischen Frauenberuf. Denn Walter Gropius fürchtete um den Ruf der Schule, wo Anfangs der Frauenanteil sehr hoch war. Aber in einer Zeit, wo 1919 gerade erst das Frauenwahlrecht in der Weimarer Republik eingeführt wurde, kann man diese Vorbehalte gegenüber der weiblichen Bevölkerung heute nachvollziehen.
Eine der wenigen Frauen, die sich am Bauhaus durchsetzen konnte und sogar Meisterin wurde, war Gunta Stölzl. 1919 begann sie ihr Studium in Weimar und blieb am Bauhaus in Dessau bis 1931. Sie leitete ab 1927 eigenverantwortlich die Weberei und gilt heute als die Erneuerin der Textilkunst. Zu ihren wichtigsten Werken zählt die sogenannte Bauhaus-Decke aus dem Jahr 1926, die sie für das neue Prellerhaus am Bauhaus in Dessau entwarf. Ungefähr 100 Decken wurden damals für die Studentenzimmer in der Bauhaus-Weberei angefertigt, allerdings hat sich kein historisches Exemplar erhalten. Erst zur Jahrtausendwende wurden im Auftrag des Bauhaus Dessau fünf neue Decken für das Prellerhaus rekonstruiert, wovon ein Exemplar aktuell im Markanto Vintage-Bereich zu finden ist.
Nun hat die englische Weberei Wallace Sewell die Decke als Produkt wieder aufgelegt – in der brauen Farbkomposition, wie sie auch im Prellerhaus zu finden ist, sowie in zwei weiteren auf Gunta Stölzls Werk inspirierten Farbgebungen.
Quelle Textilkunst: Die Bauhaus-Decke von Gunta Stölzl
veröffentlicht am Mittwoch, 15. Mai 2019