11.9.23 / TOCHIGI / GUNMA

11.9.23 / TOCHIGI / GUNMA

Schon seit ihrer Studienzeit liebt Lore Mobiles. Uns so waren wir bald einmal auf der Suche nach spannenden Lieferanten. Während der Coronazeit hatten wir die Möglichkeit intensiv zu recherchieren und nachdem wir Tempo gefunden hatten, fädelte Jetro, die japanische Außenhandelsorganisation, ein Zoom Gespräch mit Simultanübersetzung ein.

Früh am Morgen (wegen der 7 Stunden Zeitunterschied) saßen wir dann vor unserem Bildschirm und lauschten den Erklärungen von Miho, der Chefin von Tempo. Miho war uns vom ersten Moment an sympathisch. Sie erklärte uns, dass sie und ihr Mann Hiroyuki Hagiwara früher Assembling für den Hersteller einer Slotmachine namens Paghinko betrieben – heute haben wir gelernt, dass es sich dabei um Maschinen handelt die ganze Spielhallen füllen. Verlangt wurde genaues Arbeiten, eine ruhige Hand und viel Geduld. Die Arbeit war in ihrer Komplexität der eines Uhrmachers nicht unähnlich, führte aber zu einem völlig unbefriedigenden Ergebnis in Form einer Slotmachine.

Miho und ihr Mann stiegen daher aus und fanden mit Mobiles ein Thema, bei dem ähnliche Fertigkeiten gefragt waren, das Ergebnis aber ein langlebiges Produkt ist, das ihren Wertvorstellungen entspricht.

Nun beim Besuch waren wir schwer beeindruckt, wie komplex die jeweilige Aufgabenstellung ist und wie genau gearbeitet werden muss. Mihos Mann fertigt für jedes Mobile eigene Vorrichtungen für die präzise Fertigung, die es dann ihm und seinen 2 Mitarbeiterinnen ermöglichen, wirklich perfekt ausgewogene und in perfekten Winkeln ausgeführte Mobiles zu fertigen. Die Entwürfe kommen von DesignerInnen aus aller Welt. Wenn der Prototyp einmal passt, werden Vorrichtungen entworfen und überlegt, wer die Einzelteile in Kleinserien fertigen könnte. Zum Glück gibt es n der Umgebung einen Aluminium- und Stahlblechverarbeiter, der in der Lage ist viele der Teile zu fertigen, auch in sehr kleinen Mengen. Es handelt sich um einen ehemaligen Flugzeugbauer, der nach Ende des zweiten Weltkriegs umstellen musste und wie Tempo seine Kapazitäten nun für sinnvollere Aufgaben verwendet. Mihos Mann entwirft auch die wunderschönen, sehr eleganten Verpackungen, die in klassischer japanischer Tradition selbst schon wieder kleine Kunstwerke darstellen.

Miho hat uns nach dem Workshopbesuch noch in ein Restaurant in einer den Berg hinauf gebauten buddhistischen Tempelanlage eingeladen und wir haben ein neues Gericht, typisch für die Region, kennengelernt: Buchweizennudeln in Suppe mit einer geschmacklich der Yuzu ähnlichen Zitrusfruchtart mit einem Schaum aus Yukawurzel, der unter die Suppe gemischt wird. Schmeckt köstlich! Unter einer Wasserkanne finden wir dann eine 5 Yen Münze (die Münze mit dem Loch in der Mitte). 5 Goen wird sie genannt und unsere Gastgeberin freut sich riesig, dass uns jemand auf diese Art und Weise viel Glück wünscht.

 Die Stadt Ashikaga wirkt etwas verschlafen, allerdings ist heute Sonntag. Aber auch unseren Begleitern ist der Ort nicht wirklich bekannt, obwohl sich dann im Lauf eines Rundgangs herausstellt, dass hier die älteste Universität Japans begründet wurde und heute noch als Museum existiert. Gleich daneben eine der ältesten Tempelanlagen Japans. UNESCO Welterbe und kein Hochhaus weit und breit in Planung! Hier schwimmt auch der goldenste Koi, den wir jemals gesehen haben, bringt schon wieder Glück!

Nach dem Rundgang fahren wir in die Präfektur Gunma. Hier hat sich die Familie Okamoto ein kleines Imperium mit 36 MitarbeiterInnen aufgebaut. Am Fuß eines Gebirges mit heißen Quellen hat der Großvater in den 50er Jahren damit begonnen, neuartige Kokeshis herzustellen. In einer Ausstellung, die von den ersten winzigen Kokeshis für kleine Geschichtsdarstellungen, die an unsere Weihnachtsgrippen erinnern, bis zu Mickey Mouse und den Figuren aus Charlie Brown spannt sich der Bogen. Jedes im Unternehmen aktive Familienmitglied hat Kokeshis kreiert, die den jeweiligen Zeitgeist reflektieren.

Außer den ganz großen Kokeshis werden heute alle Kokeshis manuell gedrechselt. Die weiteren Schritte bestimmt eine Gruppe von nur drei Frauen, die in der Lage sind, Muster in die Figuren zu brennen, bevor sie bemalt werden. Diese Technik wurde hier entwickelt und wird auch nur hier bei Usaburo angewandt. Die Gruppe wird von der Mutter der heutigen Geschäftsführer geführt und wir sind wirklich überwältigt mit welcher Sicherheit und Genauigkeit sie in der Lage ist die einzelnen Puppen zu verzieren. 10 Jahre soll es mindestens dauern, bis jemand diese Handfertigkeit entwickelt hat.

Hiroyuki Okamoto bringt uns am Schluss in das beliebteste Onsen von Gunma und hier können wir uns noch am Abend in den heißen Quellen entspannen. Hier in 800 m Höhe ist es angenehm kühl, die Zikaden konzertieren gerade, bei einigen Bäumen beginnen sich die Blätter zu verfärben. Momiji ist nicht mehr so weit und wir werden das erste Mal bei geöffnetem Fenster ohne Klimaanlage gut schlafen können.

Und dann noch eine bahnbrechende Innovation aus Japan. Bei diesem Klo läuft das Wasser für den Spülbehälter durch ein kleines Waschbecken, bevor es als Spülwasser verwendet wird. Ein geniales Teil für alle Besitzer von Klos in denen sich auch ein noch so kleines Waschbecken nicht ausgeht.

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